Michael Krickl war ein fast verschollener
Schriftsteller aus dem Weinviertel. Zwischen 1910 und 1945
veröffentlichte er Geschichten verschiedener Gattungen in den damaligen
Wochenzeitungen "Mistelbacher Bote" und "Grenzbote"
(Bruck / Leitha). Mit diesem Band 3 ist nun die
Wieder-Veröffentlichung der Erzählungen Michael Krickls abgeschlossen.
Inhalt:
Vorwort und Einführung
Biografie des Dichters
66 Geschichten aus der Brucker Zeit mit zahlreichen SW-Bildern
Biographische Geschichten
Brauchtum und Jahreszeiten
Natur- und Landeskunde
Weitere Geschichten
Anlasswerke
Erläuterungen zu Mundartausdrücken, Personen und Orten
Quellen-, Abbildungs- und Literaturverzeichnis
Leseprobe
In der Geschichte " Unsere Miez" erzählt Michael Krickl
über die seiner Familie zugelaufene Katze Miez:
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"Unsere Miez" beim
Sonnenbad |
Am Morgen stand sie vor der Tür und bettelte um
Einlaß. Sie hatte Hunger. Dergleichen zu Mittag und am Abend. Wenn sie
Fleisch roch, Wurzelzeug oder Abfälle, dann war sie nicht abzuwehren.
Sie richtete sich hoch auf, hielt sich mit einem Vorderfuß an den
Tisch- oder Sesselfuß und griff mit dem Pratzerl des anderen Fußes
nach der werkenden Hand oder dem schneidenden Messer und sie konnte so
eindringlich flehen wie ein Kind, das Hunger hat. Und weil sie immer
Gehör fand und das Herz der Hausmutter weich wurde, bekam sie eine
Fertigkeit im Betteln und
Sekkieren.
(... weiter im Buch auf Seite 62 ...)
Im strengen Winter des vergangenen Jahres
war sie auf einmal nicht mehr da. Schnee lag im Garten und um das Haus
und nirgends eine Fährte. Wir meinten schon der Nachbarhund oder böse
Menschen hätten sie erwischt und tot gemacht, und wir trauerten um
unsere Miez. Aber eines Morgens ging um das Haus im weichen Schnee eine
Spur, führte zum Kellerfenster, das bis vor Kälteeinbruch immer für
sie offen stand, ging wieder weg, durch den Garten fort ins Nachbarhaus.
Sie lebt. Und eines Abends stand sie vor dem Haustor, scheu,
verängstigt, niedergeschlagen, wie das immer bei ihr war, wenn sie ein
schlechtes Gewissen hatte. Auf unseren Anruf: "Ja Miez, wo warst du
denn so lange?" - richtete sie ihren Schweif hoch auf, ließ die
Spitze spielen und begann behaglich zu schnurren und sie war wieder da,
aber nach acht Wochen gebar sie uns fünf Junge in den Korb im Keller.
(... weiter im Buch auf Seite 64 ...)
Erschienen in: Grenzbote Nr 52 / 1942
Copyright © 2013 Irene und Detlev Gamon. Alle Rechte vorbehalten.
Die folgende Auswahl bietet einen
Überblick über die Vielfalt der Themen:
Autobiographisches
In Roseggers Waldheimat
Auf dem Schneeberg
Regenwetter
Unser Reserl
Unsere Miez
Ein Dorfabend
Ein Tag Erntedienst
Natur und Landeskunde
Frühling am Neusiedler See
Heuschrecken
75 Jahre Brucker Lager
Deutsch-Altenburg
Hainburg und sein Strom im Winter
Tu felix Austria nube
Der Frühling in den Bauernregeln
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Brauchtum und Jahreszeiten
Von Sichel und Drischel
zum Mähdrescher
Jausenzeit
Im Golser "Weingebirg"
's Rebenschneiden
Federnschleißen
Rohrschneiden am See
Winter im Heidedorf
Weihnacht im Grenzland
Weitere Geschichten
Der Pflug geht über die Felder
Kirschblüte um Jois und Winden
Rund um die Zuckerfabrik
Ein Dorf macht sich schön
Das Lied der Dreschmaschinen
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Der Autor Michael KRICKL
Geschichten aus
dem Weinviertel: Band 1
Geschichten aus
dem Weinviertel: Band 2
Auf dem Buschberg (Neudruck)
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